Um 6 wurde ich wach. Eigentlich sollte der Wecker um 7 Uhr klingeln, aber die gut 7 Stunden Schlaf waren für mich mehr als genug. Also setzte ich mich an mein Notebook um zu sehen, ob sich bei meinen Liebsten in der Schweiz bereits wieder was getan hat. Tatsächlich kamen einige Meldungen, worüber ich mich sehr freute.
So gegen 9 Uhr kam doch etwas der Hunger auf.
Es war Zeit, die Küche im «6th Floor» auszukundschaften. Da traf ich dann auch auf einen etwas älteren Herren, den ich auf ca. 50 Jahre schätzte. Louis hiess er, war Argentinier und seit einer Woche hier. Es machte Spass, mich mit ihm zu unterhalten. Wir konnten beide nicht wirklich gut Englisch, aber ein Informationsaustausch kam dennoch zustande. Ich fragte ihn, wie das nun mit dem Essen hier genau funktioniere. «Das musst du einkaufen gehen» meinte er. Ich fragte ihn auch, wie er jeweils zur Schule käme. Er verwies auf den Bus und empfiehl mir eine «Clipper»-Card, eine Art Monatskarte für ganz San Francisco zu besorgen. Er zeigte mir auch direkt auf seiner Handy-App, wo der nächste Shop zu finden ist, welcher diese Karte anbietet (im Grunde fast jeder CVS-Store , Walgreen Market etc.)
Das reichte mir an Informationen. Ich packte meine Sachen, zog meine Schuhe an und ging raus ins Abenteuer. Meine erste, wenn auch kleine Erkundungstour durch San Francisco.
Das erste Mal durch San Francisco
Es gibt hier zahlreiche kleine Läden, inkl deren mit den 24 Hours Open Schilder, welche wir so in der Schweiz gar nicht kennen. Ich fand mich wieder in einem kleinen Shop, in welchem ich einen Proteindrink, Toast und Streichkäse einkaufte. Das muss wohl reichen für den Anfang. Ich verliess den Laden anschliessend wieder. Obwohl der Fussweg keine 10 Minuten dauerte, hatte ich eine «Konfrontation» mit einem Obdachlosen – Premiere. Er machte optisch einen total verwirrten Eindruck und lallte was von 2$. Da ich nicht wusste, wie ich auf sowas reagieren soll, ignorierte ich ihn und lief weiter. Schon prasselte ein wüstes Donnerwetter an Beleidigungen, welche noch einige Meter jaulend zu hören waren auf mich nieder – oha.
The Homeless
Ein paar Fakten zu den Obdachlosen in den USA: Allein in Los Angeles ist die Anzahl der Obdachlosen im Vergleich zum Vorjahr um 25% gestiegen, das macht im Schnitt pro 72 Einwohner einen Obdachlosen (Quelle). Zum Vergleich: In Bern kommt auf etwa 370 Einwohner ein Obdachloser (exakte Zahlen gibt es nicht), der Unterschied ist also riesengross (Quelle). Der Hauptgrund ist die fehlende Sozialversicherung in den USA, die Leute haben im Falle der plötzlichen Arbeitslosigkeit nur die eigenen bisherigen Ersparnisse, welche natürlich schnell aufgebraucht sind. Das heisst, die Obdachlosen können nicht einfach so Wohn-und Arbeitslosengeld beantragen (Sozialhilfe oder Hartz 4). Wenn ihr diesen Leuten wirklich helfen wollt, dann spendet an gemeinnützige Organisationen. Die sorgen dafür, dass das Geld nicht für Drogen oder Ähnliches draufgeht (in Amerika gibt es riesige Drogenprobleme).
Ich ging wieder zur Küche, wo sich Louis ein paar Übersetzungen in sein Notizbuch schrieb und machte mir mein Frühstück, während ich mich weiterhin versuchte mit ihm zu unterhalten.
Die “Clipper-Card”
Nach dem Frühstück setzte ich mich wieder an meinen Rechner. Ich wollte das mit der «Clipper»-Card selber nachschlagen und mir das alles in meiner Sygic-App offline abspeichern. Mein Ziel für heute war klar: Ich hole mir diese Karte, damit es Montag direkt losegehen kann.
So kam es, dass ich kurz vor 13 Uhr mich auf den Weg machte, zum nahegelegenen Walgreens Market, gut 300m Fussweg. Dort angekommen nutzte ich die Chance etwas Wasser zu kaufen und fragte an der Kasse nach dieser «Clipper»-Card, welche ich mir anschliessend für 75 US$ kaufen konnte, zu einer Laufzeit von einem Monat. Anschliessend müsse ich sie wieder aufladen lassen. Ich empfehle an der Stelle, die Karte anschliessend auf clippercard.com zu registrieren. Man profitiert so vom wiederaufladen per Kreditkarte oder auch Sperrung im Verlustfall.
Smartphone Tipps
Zurück im Campus, mit dem Namen «The Hub», setzte ich mich etwas in die Lobby und beobachtete das Kommen und gehen der Leute und versuchte mich auch in kleine Gespräche zu verwickeln. Dabei lernte ich einen jüngeren Kollegen kennen, der aus der Romandie kommt. Er wiederum stellte mich kurze Zeit später einem Schweizer aus Zürich vor. Endlich, ein rettendes Backup für brennende Fragen, die mir bis dato auf der Zunge brannten, jedoch für mich auf englisch nur schwer zu formulieren waren. Mich interessierte besonders das Problem mit dem Essen und mit der optimalsten Sim-Karten Lösung. Er riet mir, die App «Yelp» zu installieren und für das Internet Problem nebst der Pre-Paid Lösung (Simly, die man sich bereits vor der Abreise holen kann) eine Abo-Lösung von AT&T, mit welche man eine Internetflatrate in der ganzen USA hat. Mit Whats App (-Call) natürlich super. Da ich 3 Monate hier sein werde, durchaus eine passende Alternative, wenn auch teuer. Der Spass kostet monatlich um die 80$.
Ein bunter Haufen
Nachdem ich mich noch eine Zeit mit Alexis, ebenfalls eine «Resident Advisor», dem Kollegen aus der Romandie, einem Brasiliener und Chinesen unterhalten habe, zog ich mich ins Zimmer zurück.
Ich merke schon, hier treffen viele verschiedene Nationalitäten aufeinander, aber dafür ist die (englische) Sprache da, um mit fremden Leuten zu kommunizieren und viele spannende Geschichten zu erfahren.
Um gut 15 Uhr meldete sich meinen Magen, Zeit für die nächste Erkundungstour. Ich musste nicht weit gehen, bis ich im nächsten kleinen Laden stand, wo ich mir eine kleine Lasagne und ausreichend Wasser geholt habe. Hier soll gesagt sein, das Trinkwasser hier ist stark chloriert und gilt aufgrund des Geschmacks als ungeniessbar. Wer in der D-A-CH Region lebt, hält das für kaum vorstellbar, besonders in solch einem “Wohlstandsland” wie Amerika. Ebenfalls erstaunte mich, dass ich beim Bezahlen der 7.09$ exakt 3 Dollar Rückgeld bekommen habe. Hier scheint man nicht auf den Cent genau rauszugeben – oder entscheidet das jeder für sich?! Auch das hoffe ich in den nächsten Tagen noch rauszufinden.
Übrigens, bevor ich es vergesse: Ich fragte Alexis auch, ob und wann ich einen Zimmergenossen bekomme. Sie schaute im PC, schmunzelte und meinte: Voraussichtlich nicht den nächsten Monat. Ich bezahle also ein Doppelzimmer und habe ein Einzelzimmer (zur Erinnerung, das Einzelzimmer war am teuersten).
Am Ende des Tages…
Am späten Abend lief ich dann mit meinem türkischen Mitbewohner kurz eine Runde, wo er mir auch den «Union Square» zeigte, quasi ein kleines Herzstück San Franciscos. Was soll ich sagen, es erfüllt so ein wenig die Vorstellungen die wir alle von den Städten Amerikas haben. Ich werde mir diesen Teil San Franciscos morgen, das heisst am Sonntag wohl genauer anschauen und seine vielen Möglichkeiten erkunden. Wir liefen anschliessend wieder zurück. Ich bedankte mich für den kleinen Spaziergang und zog mich ein wenig später in mein Zimmer zurück, wo ich dann auch nach 19:00 einschlief. Den nach meinem gewohnten Biorhythmus ist es nach wie vor schon tief in der Nacht.