Tag 74 – Kolowalu Trail oder auch Paradies

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Das war knapp. Ganz ohne Risiken war die heutige Wanderung nicht. Ein Abenteuer, wie ich es bisher noch nie erlebt habe. Was ist passiert? Das erfährst du im heutigen Blog.

Eine spontane Planung

Wie nicht anders zu erwarten, schlief ich bis gut 11 oder 12 Uhr mittags. Der Abend zuvor war definitiv zu lange. Da es schon Mittag war, fühlte sich alles bereits «zu spät» an und ich wusste nicht so ganz, was ich auf die «schnelle» für heute organisieren könnte. Obwohl es wohl mehr eine unbegründete «Sorge» in meinem Kopf sein dürfte. Ich fragte Greg, meinen AirBnB-Host nach Ratschlag. Er stellte mir eine Gegenfrage, was ich denn gerne machen würde – «Hiking» – entgegnete ich ihm und er zeigte mir an seinem Rechner ein paar mögliche Optionen. Der «Kolowalu Trail» gefiel mir auf Anhieb. Auf den Vorschaubildern, welche von früheren Besuchern hochgeladen wurden, erblickte man eine prächtigen Aussicht über die Skylines Honolulu’s. Ich schrieb dennoch kurz meinen Blog-Eintrag vom Vortag, damit ich nicht in Verzug gerate. Danach cremte ich mich wieder ausgiebig mit Sonnencreme ein und machte mich auf den Weg. Ich ging wie den Tag zuvor in «Denny’s America’s Dinner». Ich habe mich entschlossen, die restlichen Tage dort jeweils zu Frühstücken. Das Personal ist freundlich und das Essen bzw. die Auswahl gemessen mit den Portionen grossartig.

Erneuter Versuch mit dem Bus

Nach dem Frühstück oder besser gesagt Mittagessen, denn es war zeitlich schon deutlich Nachmittag, schaute ich auf meinem Smartphone nach einer geeigneten Buslinie. Im Gegensatz zum Vortag funktionierte es heute ohne Probleme. Auch die Anschlussverbindungen erwischte ich ohne Probleme. Jedoch ging mit der einstündigen Busfahrt wieder deutlich Zeit verloren. Somit war es bereits 5:00 p.m, als ich am Fusse des Trails. Resp. Hügels war. Ich habe keine Ahnung, wie lange der Aufstieg geht. Sollte ich umkehren und es Morgen erneut versuchen? Nein dachte ich mir. Es ist jetzt so wie es ist. Daher sollte ich mich lieber etwas beeilen.

Es ging über Stock und Stein

Über Stock und Stein

Auf dieser Wanderung traf ich nur ganz wenige Leute. Aber ich muss gestehen, so mag ich es. Denn so kann man sich und seine Gedanken selber  ergründen. Durch das Laufen schaltet sich eine Art Trance ein, welche das «in sich hinein Horchen» sehr begünstigt. Der Wald war wie den Tag zuvor riesig und an einigen Stellen äusserst durchwuchert. Auch wenn ein Weg klar vorgegeben war, so war es teilweise eine Herausforderung. Es ging wortwörtlich über Stock und Stein.

Man musste sich Stückweise an Felsen hochziehen oder anhand der Baumwurzeln eine Treppe zurechtlegen. Die Wanderschuhe, welche ich jetzt schon einige Male angesprochen habe, machten sich wieder äusserst bezahlt.

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Mein Weg kreuzte sich dann doch vereinzelt mit Wanderern. Ich erkundete mich dann jeweils nach der Länge des noch bevorstehenden Weges. Einer meinte, es dauert und er rät mir, besser nach Sonnenuntergang umzudrehen. Für mich galt jedoch alles oder nichts und so kam ich höher und höher. Die Lichtungen zwischen den Bäumen liessen auf die bevorstehende Aussicht auf die Skyline von Honolulu und das umlegende Gebiet schliessen. Es war bereits jetzt unglaublich und teilweise sehr beeindruckend und zugleich war ich dankbar, etwas so schönes sehen zu dürfen.

Unvergessliches Panorama

Nach etwa 1 ½ Stunden Fussweg war ich dann oben angekommen. Ich erreichte die Stelle, welche ich aus den Fotos kannte genau zum Sonnenuntergang und konnte die wohl besten und eindrücklichsten Bilder meiner ganzen Reise machen. Aber selbst sie vermögen nicht einmal annähernd zu zeigen, was ich wirklich erblicken durfte. Ein wahrhaftiger Schatz eines Momentes, den ich von nun an in mir tragen werde. Ich hatte nun zwei Optionen:

  • Umdrehen, ich kenne den Weg ungefähr und kann die Zeit abschätzen.
  • Weiter gehen und «hoffen» dass der bevorstehende Weg ebenfalls zurück führt und womöglich kürzer ist.

Da mich zuvor noch ein «Jogger» (Respekt an der Stelle, bei diesen Bedingungen hier oben zu joggen) überholt hat und nicht zurück kam dachte ich mir, der Weg der vor mir liegt dürfte definitiv ein absehbares Ende haben und nichtmehr all zu weit sein. Die Entscheidung fiel schnell und so lief ich den Weg weiter.

(K)ein Ende in Sicht

Der Weg nahm aber gegen meine Erwartungen und Hoffnungen kein Ende und es wurde allmählich immer dunkler. Es führte soweit, dass ich bereits bei den ersten Stellen die Taschenlampe meines iPhones nutzen musste. Ansonsten sah ich schlicht nicht mehr was in der Dunkelheit vor mir liegt. «War meine Entscheidung falsch?» Fragte ich mich. Hier sollte man jedoch klar Wissen, dass es im Grunde keine falschen Entscheidungen gibt und ich kann aufgrund der ändernden Fakten meine Entscheidung revidieren und neu fällen. Nach einer halben Stunde musste ich, dass es besser wäre umzudrehen.

So kann ich abschätzen, dass der bevorstehende Rückweg, zu Fusse des Hügels, etwa zwei Stunden dauert. Aufgrund der Dunkelheit kam mir der Weg jedoch nicht nur länger, sondern auch einiges «gefährlicher» vor, denn es ging links und rechts einige 100 Meter abwärts (nicht senkrecht). Trotz den Geräuschen und des aufkommenden Windes fühlte ich aber keine grosse Panik.

Die Skyline in den Lichtern wirkt fast schon zerbrechlich

Ein Licht im Dunkel

Es war eine spezielle Erfahrung. Sicherlich, ich sah die Skyline Honolulu’s bei Nacht. Sie war mit ihren zahlreichen Lichtern wunderschön. Dennoch wollte ich nicht lange verweilen. Mir war das Risiko, dass der iPhone-Akku schlapp macht, zu gross. Ohne eine funktionierende Taschenlampe hätte ich definitiv an Ort und Stelle verweilen müssen. Ein herunter kommen wäre ohne Licht unmöglich gewesen. Also ging es nach kurzer Zeit weiter. Ja, ich hatte meine Powerbank dabei, ich empfehle diese so oder so immer als Equipment bei Wanderungen, erst recht im Ausland und besonders, wenn man allein unterwegs ist. Trotz dieses Jokers, ich wollte nichts riskieren. Auch bestand eine Chance, dass man sich dumm vertritt mit dem Fuss und er verstaucht, was dann? Es war nicht die Zeit für solche Gedanken. Denn so beschwört man diese Gefahren förmlich. Ich kam vorwärts, Stück für Stück.

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An einer kleinen Lichtung, ich war stark verwundert, traf ich sitzend auf einem Baumstumpf ein Wanderer. Er sass einfach nur da im Dunkeln und schaute in die Ferne. Erst erschrocken, dann aber überrascht fragte ich ihn, ob bei ihm alles klar sei oder er eine Taschenlampe bräuchte. Er dankte und erwiderte, er mache nur eine Pause. Ich lief weiter und dachte mir: Was für eine verrückte Erfahrung das Ganze.

Heil angekommen

Es machte sich Erleichterung breit, als ich unten heil angekommen bin, Ich verliess den Wald und Schritt Richtung Honolulu. Zivilisation machte sich breit, als ich zwischen den ersten Häusern am Waldrand schritt. Gemäss App würde ich um 11:00 p.m. in Honolulu sein. Ein schöner Spaziergang von weiteren 1 ½ Stunden. Warum also nicht nach Hause spazieren?

Umso nähre ich meinem Ziel kam, umso deutlicher spürte ich meine Beine und Füsse. Dennoch tat der «Schmerz» irgendwie. In Honolulu angekommen setzte ich mich erst noch einmal an die «Kalakaua Avenue» und beobachtete etwas das Geschehen, während ich meinen Beinen eine Pause gönnte. Auch wenn es spät ist, hier tobt das Leben fast immer. Wenn die Leute nur wüssten, wo ich war, was ich sah und woher ich komme… Dann ging es nach Hause. Auch heute sorgten die Endorphinen wieder, dass ich voll aufgeputscht bis spät morgens am Laptop war und diverse Vorbereitungen getroffen habe.

Bilder:

 

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